Sonnenschein, Herbstfarben, Geier, die majestätisch am Himmel kreisen, vielleicht mal das Klingeln von Glocken, wenn man auf eine Herde von Kühen oder Pferden stösst – und über allem immer wieder das Rauschen von Wasser oder das Plätschern eines Sees. So präsentieren sich uns die katalanischen Pyrenäen diesen Herbst. Trotz des sehr heissen Sommers und der überall sichtbaren Zeichen dieser Leidenszeit an den abgefallenen Knospen und kleinen Zweigen der Bäume, am extrem niedrigen Wasserstand der Stauseen oder den teilweise fast oder ganz ausgetrockneten Seen kleineren Ausmasses.
Wir sind spät im Jahr unterwegs, zu einer Zeit, wo kaum noch Wanderer anzutreffen sind. Dadurch sind die Wanderungen friedlich, wir treffen kaum auf andere Hunde (die im Nationalpark sowieso angeleint bleiben müssen). Die grasenden Mutterkuhherden mit ihren Jungtieren beobachten Indi zwar argwöhnisch, bleiben aber ruhig, so dass wir problemlos an der Herde vorbeikommen. Vor allem die jungen Pferde sind da einiges neugieriger, nähern sich jedoch in freundlicher Absicht und lassen uns dann weiterziehen.
Auf den Berggipfeln stehen wir plötzlich Auge in Auge mit den grossen Geiern, die hier alleine oder zu zweit, manchmal zu viert, ruhig ihre Runden drehen und überall schauen, ob irgendwas fressbares für sie herumliegt. Die Krähen ihrerseits versammeln sich in Scharen und sind laut krächzend entlang der Berghänge unterwegs. In ganz abgelegenen Tälern kommt es vor, dass auch tagsüber das Röhren der Hirsche erklingt, denn es ist ja gerade die Zeit der Hirschbrunft.
Die Wanderungen führen uns durch abwechslungsreiche Landschaften und immer wieder zu kleineren oder grösseren Seen (offiziell ist von 200 Seen die Rede), die die Lebensader bilden für die Pflanzen und Tiere dieser Region, die 1955 zum Nationalpark erklärt wurde. Das Auf und Ab der wunderschön angelegten Wanderwege führt zu Aussichtspunkten, von wo man die gesamte Talsohle überblickt, oder man gelangt zu einer der massiv gebauten und saisonal bewirteten Nationalparkhütten, in denen man übernachten und sich verpflegen lassen kann. Das dicke Mauerwerk schützt vor der Kälte und der sommerlichen Hitze und die Dächer sind mit Solarpaneelen versehen, der Abfall wird getrennt und mit Jeeps über holprige Pfade ins Tal gefahren. Die weiter oben liegenden Schutzhütten sind dann wesentlich einfacher und zweckmässig gehalten.
Das Dörfchen Espot ist der zentrale Ausgangspunkt für Wanderungen in der Region des Estany de Sant Maurici (See des Heiligen Maritius). Es ist möglich, sich mit Jeep-Sammeltaxis zum See fahren zu lassen, um von dort aus eine längere Tageswanderung zu unternehmen, bevor einen das Jeep-Sammeltaxi spätestens um 17 Uhr wieder nach Espot fährt.
Wer die Ruhe sucht, Wanderungen durch abwechslungsreiche Landschaften mag und auch ab uns zu wieder einen Gipfel besteigen möchte, ist im Parc Nacional d’Aigüestortes gut aufgehoben.